
Unter Leitung von Arnold von Westfalen wurde auf dem Burgberg oberhalb der Stadt Meißen 1471 mit dem Bau der Albrechtsburg begonnen, welche in ihrer Grundbausubstanz und Struktur nahezu identisch erhalten blieb. Das Gebäude gründet sich auf Fundamenten von Vorgängerbauten, schiebt sich aber teilweise über diese, in Richtung Tal hinaus. Eine Besonderheit des Gebäudes ist der Verzicht von bis dahin üblichen und notwendigen Strebpfeilern zur Aufnahme des horizontalen Gewölbeschubes. Arnold v. Westfalen verstärkte hingegen die Außenwände zur Gebäudeinnenseite hin, um mehr Auflast zu erhalten, welche die Resultierende des horizontalen Gewölbeschubes in senkrechte Richtung überdrückt, so dass die Standsicherheit gewährleistet ist. Der erste Bauabschnitt mit Südflügel und dem ersten Teil des Mittelbaus konnten 1478 abgeschlossen werden. Bis 1483 wurde der Mittelbau komplett einschließlich Kapellenturm und kleinem Wendelstein, bis 1489 Westflügel und Nordflügel in seiner äußeren Gestalt errichtet. Nach einer Pause erfolgten von 1520-1525 der Innenausbau einschließlich Deckeneinwölbung über dem 2.OG. Dem folgten Zeiten unterschiedlicher Nutzungen, des Leerstandes, der Verwahrlosung und Schädigungen während des 30-jährigen Krieges, bevor das Gebäude von 1710-1863 die Porzellanmanufaktur beherbergte. Diese Zeit war geprägt von einem großen Brand 1773, Schädigungen durch Produktion bzw. Produktionsgerät und sparsame Instandsetzungen. Von 1864-1870 erfolgten umfangreiche Sanierungen, um das Gebäude für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich zu machen. Bis Anfang der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden nur notwendigste Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, so dass das ab ca. 1998 das Gebäude abschnittsweise grundhaft saniert wurde. Nun sind wieder alle Geschosse für eine zeitgemäße und bauwerksverträgliche Museums- und Veranstaltungsnutzung zugänglich.
Tragwerksrelevante Baumaßnahmen
Ausbau und Sanierung Wendelsteinkeller
Bisher ungenutzte Bereiche des 1. Untergeschosses unter dem Großen Wendelstein wurden bautechnisch und haustechnisch so hergerichtet, dass in diesen Räumlichkeiten vielfältige Veranstaltungen stattfinden können. Insbesondere der Einbau der Lüftungstechnik im Fußboden, teilweise über Gewölben des 2. Untergeschosses bzw. im Gründungsbereich oder bei Bauteildurchdringungen erforderten örtliche Präsenz und kurzfristige Entscheidungen.
Sanierung Dachtragwerk und Decke über 3.OG
Zahlreiche Konstruktionshölzer und deren Verbindungen waren u.a. durch den Echten Hausschwamm total zerstört. Deformationsschäden und teilweises Bauteilversagen waren erkennbar. Vorhandene improvisierte Sanierungskonstruktionen, welche auf Grund von Materialengpässen zu DDR-Zeiten nur so ausführbar waren, jedoch u. a. bauphysikalische Mängel aufwiesen, wurden rückgebaut. Das Sanierungsziel bestand in der Herstellung des Dachstuhles in seiner ursprünglichen intakten Konstruktionsform, Anschuhungen und Auswechslungen wurden in der Regel mit traditionellen Zimmermannstechniken ausgeführt. Notwendige Rückschnitte wurden auf ein Mindestmaß begrenzt, was in einigen Bereichen Sonderverfahren beim Holzschutz und der Instandsetzung (z.B. BETA-Verfahren) erforderlich machte.
Sanierung Großer Wendelstein
Der Baukörper des großen Wendelsteins ist nach außen hin gekennzeichnet durch die geschoßweise vor das Polygon springende Arkatur. Im Inneren windet sich der Treppenlauf mit seinen auf Zellengewölben aufliegenden Sandsteinstufen um drei gekehlte Stützen zwischen den äußeren Polygonpfeilern nach oben. Der senkrecht zum Hauptgebäude stehende Polygonpfeiler wird über dem Erdgeschoß abgefangen, da darunter der geradläufige Abgang in das 1. Kellergeschoß angeordnet ist. Den oberen Abschluss des Wendelsteins bilden ein sternförmiges Zellengewölbe und eine aufgesetzte hölzerne Turmhaube. Das abschließende sternförmige Zellengewölbe war in den inneren Drittelspunkten nahezu parallel zum Hauptbaukörper gerissen, was auf ein Abdriften des filigranen Wendelsteines vom massiven Hauptbaukörper hindeutet. Ein nach unten hin abnehmendes typisches Rissbild, wies ebenso auf einen Abriss des filigranen äußeren Wendelsteinmauerwerks vom Hauptbaukörper hin. Diese Risse verliefen von dem, sich an den Hauptbaukörper anschließenden Außenmauerwerk (Risse äußerlich und im Inneren erkennbar), parallel zu den Stufen durch die Zellengewölbe, durch den steigenden Handlauf bis zum bzw. durch das, sich an den Hauptbaukörper anschließende gegenüberliegende Mauerwerk. Weitere Risse mit weitestgehend senkrechtem Verlauf waren im Bereich der hofseitigen Brüstungen und darüber liegenden Fensterbögen erkennbar. Die Rissweiten waren ebenso nach oben hin zunehmend. Die drei im Treppenauge stehenden schlanken gekehlten und mit einer Farbfassung versehenen Sandsteinstützen, welche sich durch schmiedeeiserne Vierkantstäbe gegenseitig stabilisieren, wiesen augenscheinlich keine Schädigungen auf, obwohl diese nicht genau lotrecht übereinanderstehen. Durch den großen Rücksprung des äußeren Polygonpfeilers über EG, treten im stark beanspruchten Pfeilermauerwerk auf Grund großer Ausmitten Spannungen auf, welche über den zulässigen Spannungen der DIN 1053-1 liegen, so dass der Nachweis der Standsicherheit nur unter zu Hilfenahme von in Versuchen ermittelten Bruchsicherheiten geführt werden konnte. Durch die nun mit geringer Vorspannung ausgeführte Anbindung des Großen Wendelsteins an den Hauptbaukörper in der Dachebene, wurde das Sicherheitsniveau um 70% erhöht und die Rissbildung eingeschränkt. Mit einer Langzeitmessung werden die Horizontalbewegungen des Großen Wendelsteins überwacht, ggf. können weitere Anbindungen in den Obergeschossen nachträglich erfolgen.
Statisch-konstruktive Sicherung Gesamtgebäude
Ausgehend von Risskartierungen, Materialproben und weitergehenden Untersuchungen kristallisierten sich 7 Bereiche heraus, welche über die einzelnen Etagen hinaus gleiche, in ihrer Intensität jedoch unterschiedliche Schäden bzw. Schadensmerkmale aufwiesen. Diese Schadensschwerpunkte wurden weiter näher untersucht und bewertet. Die daraus abgeleiteten baulichen Maßnahmen dienen der Sicherung und Stabilisierung des derzeitigen Zustandes bzw. sind Ertüchtigungen, um die Tragfähigkeit weiterhin zu gewährleisten. Letztgenannte Maßnahmen sind insbesondere notwendig beim Westgiebel, in Teilbereichen des Nordflügels und beim Kapellenturm.
Einbau behindertengerechter Aufzug
Der für eine zeitgemäße öffentliche Nutzung notwendige Aufzug wurde in einen bestehenden historischen Toilettenschacht mit einem sehr unregelmäßigen Schachtquerschnitt eingebaut. Aufgrund der beengten Verhältnisse im Schacht und der äußerst geringen Überfahrt im Schachtkopfbereich mussten konstruktive und technische Sonderlösungen entwickelt werden. Da u.a. historische Gewölbekappen aus Gründen des Denkmalschutzes nicht angetastet werden durften und in angrenzenden Bereichen historische Malereien und Farbfassungen vorhanden sind, waren umfangreiche statische Sicherungsmaßnahmen erforderlich.
Neue Erschließung des Erdgeschosses
Schloss Albrechtsburg hat einen neuen Zugang erhalten, dessen Portal schon von Weitem dem Besucher eine Geste des Empfangs bietet. Dies wurde nicht nur durch die notwendige funktionale Umstrukturierung der Erdgeschossräume des Schlosses notwendig, ein dem Museumsschloss angemessener Eingang war schlichtweg nicht vorhanden. In seiner Dimension und Proportion nimmt der neue Eingang Bezug auf die vorhandene Fassadengliederung und ehemalige Öffnungen. In diesem Zuge wurden eine historische Treppenanlage freigelegt und wieder in Funktion genommen sowie Funktionen im EG und KG neu geordnet.